Mit Profi-Triathletin Katja Konschak (Nordhausen) und einem Trio um Christina Haensel (Weimar), Robin Schneider (Gera) und Christian Hupel (Jena) im Altersklassenbereich starten insgesamt vier Thüringer Triathleten in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei den legendären Welttitelkämpfen über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen auf Hawaii. Gemeinsam mit etwa 2400 weiteren Triathleten geht es in den brodelnden Pazifik, gefolgt von auf dem Rad endlosen Straßen durch die heißen Felder aus Lava-Gestein und einem Marathon, der die Athleten an ihre körperlichen Grenzen bringt.
Der Kampf um den Sieg beim 40. Geburtstag des 1978 erstmals ausgetragenen Rennens auf „Big Island“ wird wohl offen wie nie sein. Erwartungsgemäß machen den die 39 weiblichen und 53 männlichen Profis unter sich aus. Dazu gehörte ursprünglich auch Jan Frodeno, der nach einer Stressfraktur im Iliosakralgelenk seinen Start nach Siegen beim Ironman Frankfurt und der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in Südafrika aber absagen musste. Trotz des Ausfalls Frodenos gibt es aus deutscher Sicht mit Titelverteidiger und Rekordhalter Patrick Lange sowie Ex-Champion Sebastian Kienle noch zwei heiße Eisen im Feuer. Die Konkurrenz um den Vorjahreszweiten Lionel Sanders (Kanada), David McNamee (Großbritannien) oder Ex-Radprofi Cameron Wurf (Australien) scharrt aber bereits mit den Hufen und möchte den fünften deutschen Erfolg in Serie mit aller Macht verhindern.
In der Damenkonkurrenz könnte die Schweizerin Daniela Ryf mit ihrem vierten Sieg in Folge Geschichte schreiben und mit Paula Newby-Fraser gleichziehen, der dieses Kunststück von 1991 bis 1994 gelang. Die 31-jährige Eidgenossin dominierte die Rennen in den vergangenen Jahren fast nach Belieben, sodass sich die Frage stellt, wer sie diesmal schlagen kann. Nicht um den Sieg, dafür aber um eine Platzierung unter den besten 25, geht es für die Thüringerin Katja Konschak bei ihrem sechsten Hawaii-Start. „Außerdem würde ich gerne meine bisherige Hawaii-Bestzeit unterbieten und erstmals unter die Zehn-Stunden-Marke kommen“, blickt Konschak voraus. Das perfekte Rennen fehlt der 40-Jährigen auf Hawaii noch – dafür stellte sie im Vorfeld einige Dinge um. Insgesamt vier Ironman-Rennen in dieser Saison um das WM-Ticket zu lösen gingen an die Substanz: „Als ich im August wieder ins Training eingestiegen bin, lief es anfangs nur zäh.“ Trotzdem biss sich die zweifache Mutter durch und kommt wohl rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt in Form. Diesmal ist sie bereits knapp zwei Wochen vor dem großen Tag nach Kailua-Kona aufgebrochen – eine bessere Akklimatisierung im Vorfeld als Ziel. So absolvierte sie ihre letzte lange, fünfstündige Radeinheit auf der Wettkampfstrecke und nahm auch am Ho´ala Swim exakt eine Woche vor dem Ironman teil – gegen einige ihrer Profi-Kolleginnen schwamm Konschak über 3,8 Kilometer auf einen starken dritten Platz und ließ sich auch von einem Quallenbiss nicht aus der Bahn werfen.
Während Katja Konschak bereits zu den erfahrenen Athleten gehört, startet der Geraer Robin Schneider auf seiner erst dritten Langdistanz erstmals bei der Weltmeisterschaft. Mit einem starken fünften Gesamtplatz beim Ironman Santa Rosa erfüllte er sich seinen großen Traum von Hawaii – das Qualifikations-Prozedere der Altersklassen-Starter wich von dem der Profis ab, weshalb Schneider eine Langdistanz ausreichte. „So viele Jahre Erfahrung im Triathlon und trotzdem fühlt man sich hier ein wenig wie ein Rookie“, schildert der 29-Jährige, der mit der Hawaii-Quali bereits sein großes Saisonziel erreicht hat. Trotzdem möchte er natürlich auch am Samstag mit der Unterstützung der mitgereisten Freunde und Familie eine gute Leistung abliefern: „Die Vorbereitung war neben der Arbeit nicht immer einfach, ich habe etwas weniger trainiert. Allerdings bin ich im Kopf frisch, heiß auf das Rennen und bereit mich zu quälen.“ Arbeitsbedingt zog Schneider auch von Gera nach Chemnitz, sodass sich Trainingsabläufe neu finden mussten. Als zweifacher Altersklassen-Weltmeister 2013 und 2014 über die halbe Streckenlänge möchte er trotzdem auch in der AK25-29 auf Hawaii vorne angreifen. „Ich fliege nicht nur hin, um dabei zu sein und möchte schon ein Wörtchen um die vorderen Platzierungen mitreden. Ich denke, dass ich mit meinem jetzigen Leistungsstand an einem guten Tag konkurrenzfähig bin“, so Schneider. Auch Christian Hupel (AK35-39) und Christina Haensel (AK50-4) ist eine vordere Platzierung zuzutrauen. Der Jenaer Hupel stellte als Altersklassen-Zehnter beim diesjährigen Ironman Germany in Frankfurt in unter neuneinhalb Stunden bereits sein Leistungsvermögen unter Beweis. Haensel startete ebenfalls in der Mainmetropole – dabei wurde die 50-jährige sogar sensationell Vize-Europameisterin ihrer Altersklasse. Auch aufgrund einer Achillessehnen-Verletzung in der Vorbereitung ist ein solches Ergebnis für die Weimaerin kein Maßstab. Doch Hawaii ist Mythos und Legende. Und so werden in Kailua-Kona neue, bis dato nie denkbare, Geschichten geschrieben – vielleicht am Samstag ab 18:35 Uhr (MEZ) auch für ein Thüringer Quartett.
[Johann Reinhardt]